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Chipmangel – Schwierige Zeiten für die Automobilindustrie und ihre Kunden

Chipmangel in der Automobilindustrie

Ein Chipmangel bringt seit Monaten die Autoproduktion in vielen Teilen der Welt durcheinander. Er betrifft Hersteller, Zulieferer und auch die Endkunden. Produktionsbänder stehen still, Mitarbeiter müssen in Kurzarbeit gehen und viele Unternehmen können die Nachfrage nach Fahrzeugen nicht mehr komplett bedienen. Obwohl die Gründe für die globale Chipkrise vielfältig sind, hängen sie hauptsächlich mit den Auswirkungen der Coronapandemie zusammen.

Die Automobilindustrie und der Chipmarkt

In modernen Fahrzeugen spielen Mikrochips eine zentrale Rolle. Sie sind für die Funktion vieler Fahrzeugkomponenten unabdingbar – vom Assistenzsystem über die Motorsteuerung bis hin zu den Sensoren. So steigt die Anzahl der Chips je Fahrzeug seit Jahren kontinuierlich an, und das nicht nur bei den Premiumherstellern. Neue Technologien wie autonomes Fahren oder die zunehmende Verbreitung der Elektromobilität dürften diesen Prozess weiter beschleunigen.

Wegen der komplexen Lieferketten in der Fahrzeugindustrie besteht der Bedarf an Chips nicht nur bei den Automobilherstellern, sondern vor allem auch bei ihren zahlreichen Zulieferern. Viele Unternehmen beziehen die Chips von großen asiatischen Herstellern, etwa aus Taiwan, Südkorea oder Malaysia. Diese beliefern wiederum Kunden in der gesamten Welt und in vielen verschiedenen Branchen. Damit stellt sich der Weltmarkt für Mikrochips als komplexes System mit zahlreichen Verflechtungen dar. Dieses System wird nicht nur von der globalen Chipnachfrage, sondern auch maßgeblich von der Verfügbarkeit und dem Preis von Silizium beeinflusst.

Coronakrise als Hauptursache

Die seit Beginn des Jahres 2020 anhaltende Coronakrise brachte den komplexen Chipmarkt durcheinander. Sie gilt als übergeordnete Ursache für den Chipmangel in der Automobilindustrie. Das Problem setzt sich jedoch aus verschiedenen Einzelteilen zusammen.

Ein Teilproblem sind coronabedingte Unterbrechungen der Chipproduktion in den asiatischen Werken. Sie führen immer wieder dazu, dass die Produktionsmenge die globale Nachfrage nicht bedienen kann. Zeitweise gedrosselte Fördermengen des Chiprohstoffes Silizium stellen einen weiteren Aspekt beim Chipmangel dar. Weil die Nachfrage nach Fahrzeugen in der Coronakrise stark zurückgegangen war, hatten viele Automobilunternehmen aber auch ihre Bestellmengen für Chips reduziert. Chiphersteller verlagerten ihren Absatz daraufhin in andere Branchen wie die IT-Industrie oder die Unterhaltungselektronik. Deren Produkte waren in der Hochzeit der Coronakrise sehr gefragt.

Mit dem Abflauen der Coronakrise stieg jedoch auch die Nachfrage nach Fahrzeugen wieder. Kunden, die ihren Autokauf verschoben hatten, wollten diesen nun nachholen. Der Bedarf an Chips konnte aber wegen der verminderten Produktionsmenge und aufgrund der Lieferungen an andere Branchen plötzlich nicht mehr gedeckt werden. Der Chipmangel wurde nun in der Automobilbranche deutlich sichtbar.

Drastische Folgen für die Automobilindustrie

Was zunächst nach einem vorübergehenden Chipmangel aussah, wuchs sich immer mehr zu einer lang anhaltenden Chipkrise in der gesamten Automobilindustrie aus. Sie betrifft mittlerweile in einer Art Kettenreaktion immer mehr Bereiche.

Konnten Unternehmen anfangs ihren Chipbedarf oft noch aus Lagerbeständen decken, standen einige Zeit später die ersten Produktionsbänder still. Hersteller in Deutschland und auf der ganzen Welt mussten Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. In manchen Fällen mussten ganze Bereiche vorübergehend geschlossen werden. Einige Hersteller legen zudem vormontierte Fahrzeuge, in die sie später die fehlenden Bauteile einbauen wollen, auf Lager. Neben den Automobilherstellern sind auch deren Zulieferer stark betroffen. Ihnen fehlen entweder selbst die Chips für ihre Produktion oder ihre Produkte werden von den Hauptabnehmern aufgrund der gedrosselten Autoproduktion weniger nachgefragt.

Im Zuge der Krise mussten so zahlreiche Automobilunternehmen ihre Geschäftsprognosen nach unten anpassen. Die entsprechenden Meldungen halten im zweiten Halbjahr 2021 noch immer an.

Kunden spüren lange Wartezeiten und gestiegene Preise

Die Chipkrise ist in der Folge auch für die Autokäufer zunehmend spürbar. Viele von ihnen wollen nach der Kaufzurückhaltung in der Coronakrise nun ihren Wunsch nach einem neuen Auto verwirklichen. Dabei stoßen sie jedoch auf erhebliche Hürden. Durch die gesunkenen Produktionsmengen bei den Fahrzeugen haben die Wartezeiten für einen Neuwagen beachtliche Ausmaße erreicht. Wer heute ein solches Fahrzeug bestellt, muss oft viele Monate bis zur Auslieferung warten. Elektrofahrzeuge sind davon ebenso betroffen wie Modelle mit Verbrennungsmotor.

Auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt hinterlässt der Chipmangel seine Spuren. Wegen der langen Wartezeiten für Neuwagen weichen viele Interessenten nun auf diesen Bereich aus. Die Verschiebung der Nachfrage führt jedoch nun bei den Gebrauchtwagen zu gestiegenen Preisen. Erschwerend kommt hinzu, dass auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt Engpässe bei den Fahrzeugen entstehen. Das liegt nicht nur an der gestiegenen Nachfrage, sondern auch an den fehlenden Neuzulassungen zu Beginn der Coronakrise. Diese jüngeren Gebrauchtwagen fehlen nun am Markt.

Krise in einem vernetzten System

Der Chipmangel versetzt die Automobilindustrie seit Monaten in eine Ausnahmesituation. Er zeigt zugleich die Schwierigkeiten, die mit der Globalisierung und mit der Struktur der Automobilbranche einhergehen. So hängt der globale Chipmarkt von wenigen Herstellern und Ländern ab. Die Automobilbranche besteht wiederum aus einem Netz von Zulieferern, welches für Kettenreaktionen anfällig ist. Da der Chipbedarf in der Branche jedoch weiter steigen wird, sind Ansätze gefragt, die unter diesen Umständen das Risiko für zukünftige Lieferengpässe reduzieren.

Ich heiße Quang Lam und arbeite bei der Hegner & Möller GmbH als Marketing Director. Ich interessiere mich sehr stark für die Themen Finanzen und Sport. In meiner Freizeit gehe ich gerne laufen und betreibe auch einen Laufblog. Ich schreibe für den creditSUN Blog nur über die Themen, die mich auch wirklich interessieren.

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