Arbeitslosenzahl steigt durch Corona: Arbeitslosigkeit nimmt zu
Die Arbeitslosenzahl steigt durch Corona im Juni erneut an, meldete die Bundesagentur für Arbeit (BA) am 1. Juli 2020. Der Anstieg ist sowohl im Vergleich zum Vorjahresmonat als auch im Vergleich zum Mai feststellbar. Ohne die Ausweitung der Kurzarbeit wäre der Anstieg noch deutlicher, teilte Detlef Scheel, Vorstandsvorsitzender der BA, bei einer Pressekonferenz mit.1
Arbeitslosenquote im Juni erreicht 6,2 Prozent
Die Arbeitslosenzahl im Juni lag bei 2,853 Millionen Menschen und die Arbeitslosenquote betrug 6,2 Prozent. Sie ist damit um 1,3 Prozentpunkte gegenüber Juni 2019 gestiegen und lag um 0,1 Prozentpunkte höher als im Vormonat. In absoluten Zahlen belief sich der Anstieg auf 40.000 gegenüber Mai und auf 637.000 gegenüber dem Vorjahr. Um saisonale Effekte bereinigt hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 67.000 im Vergleich zum Mai erhöht.2
Anstieg bei der Unterbeschäftigung
Nicht nur die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Auch der Trend bei der Unterbeschäftigung weist nach oben, wenn auch weniger deutlich als bei der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Unterbeschäftigten lag im Juni bei 3.604.000 Personen. Das entspricht einem Anstieg um 439.000 Personen gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres und um 56.000 Personen gegenüber Mai. Die Unterbeschäftigung stellt anders als die Arbeitslosigkeit auch Aspekte wie kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit und arbeitsmarktpolitische Veränderungen in Rechnung.
Rekord bei Personen in Kurzarbeit
Das tatsächliche Ausmaß des Beschäftigungsrückgangs in Deutschland wird auch in der Zahl der Kurzarbeiter deutlich. Bereits im April wurde mit 6,83 Millionen Menschen in Kurzarbeit nach 2,49 Millionen im März ein historischer Höchststand erreicht. Bis Ende Mai war die Zahl auf 11,8 Millionen gestiegen. Ende Juni wurde nach einem Anstieg um 342.000 die 12-Millionen-Grenze überschritten.
7,5 Prozent erwerbsfähiger Menschen in Hartz IV
Wenig überraschend nimmt parallel zu Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit auch die Zahl der Menschen im Hartz IV-Bezug zu. Der Anstieg im Juni beläuft sich auf 152.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter im Vergleich zum Juni 2019. Insgesamt waren 4,076 Millionen Menschen betroffen. Das sind 7,5 Prozent der Erwerbsfähigen in Deutschland.
Arbeitslosenzahl steigt durch Corona in Stadtstaaten am stärksten.
Die Arbeitslosenzahl steigt durch Corona in urbanen Zentren stärker als in ländlichen Regionen. Neben der höheren Bevölkerungsdichte ist dafür auch die Konzentration vieler Dienstleistungsbetriebe, insbesondere im Hotel- und Gastgewerbe in den Großstädten verantwortlich.
Der Effekt lässt sich auch an den Arbeitslosenquoten der einzelnen Bundesländer feststellen. Die Arbeitslosigkeit im Juni lag in Bremen bei 11,6 Prozent und in Berlin bei 10,5 Prozent. In Hamburg, wo die Arbeitslosigkeit traditionell niedriger ist als in den beiden anderen Stadtstaaten waren 8,2 Prozent der Erwerbsfähigen arbeitslos. Die niedrigste Arbeitslosenquote verzeichnete Bayern mit 3,9 Prozent. Nur im Bundesland Baden-Württemberg lag die Quote mit 4,4 Prozent ebenfalls unter 5 Prozent.
Der Ost-West-Vergleich zeigt auch in der Corona-Krise das bekannte Gefälle. Im Durchnitt lag die Arbeitslosenquote im Juni in den westlichen Bundesländern bei 5,9 Prozent und in den östlichen Bundesländern bei 7,7 Prozent. Das östliche Bundesland mit der geringsten Arbeitslosigkeit war im Juni Sachsen mit 6,8 Prozent.
Aktuelle Arbeitslosigkeit in Deutschland im Vergleich
Die Arbeitslosigkeit steigt auch durch Corona bisher nicht in Bereiche, die in den 2000er Jahren verzeichnet wurden. 2005 lag die Arbeitslosenzahl noch bei 4,86 Millionen. Die Marke von 3 Millionen wurde zuletzt 2010 übertroffen. Die Bundesagentur geht aber davon aus, dass dieser Wert im Laufe des Sommers 2020 erneut überschritten wird.
Im internationalen Vergleich steht Deutschland bisher relativ gut dar. In den USA lag die Arbeitslosenquote im Juni mit 11,1 Prozent deutlich höher. Die letzten EU-weiten Zahlen vom Mai zeigen 7,4 Prozent Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenzahl steigt durch Corona bis zum Jahresende 2020 in den Mitgliedsstaaten der OECD laut einer aktuellen Prognose auf durchschnittlich 9,4 Prozent.3
1 „Arbeitsmarkt im Juni 2020“ (Stand: 01.07.2020)
2 Arbeitslosenquote und Arbeitslosenzahlen 2020
3 OECD-Beschäftigungsausblick 2020: Was Länder tun sollten, damit die Beschäftigungskrise nicht zur Sozialkrise wird (Stand: 07.07.2020)