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TUI-Konzern erhält Milliardenkredit – Kann TUI damit die Corona-Krise bewältigen?

TUI-Konzern erhält Milliardenkredit

Die Reisebranche steht in der Corona-Krise aktuell still. Der TUI-Konzern erhält Milliardenkredit, um das Touristikunternehmen über Wasser zu halten. Doch viele Marktbeobachter fragen sich, ob dieser Kredit ausreichen wird? Denn unlängst hatte der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens Armin Laschet verkündet, auch der Sommerurlaub dürfe wohl ins Wasser fallen.

Milliardenkredit für TUI – Wie wird dieser Kredit finanziert?

Viel wurde bereits darüber spekuliert. Am 8. März war es so weit. Der Chef des weltgrößten Reiseanbieters TUI, Fritz Joussen, verkündete: der TUI-Konzern erhält Milliardenkredit. Genauer gesagt handelt es sich um 1,8 Milliarden Euro, die der Reiseveranstalter sich mittels der Liquiditätshilfen der Staatsbank KfW bei verschiedenen Banken leihen wird. Auf diese Weise gedenke man, die globale Ausnahmensituation zu meistern und sich dank der frischen Milliarden auf die Zeit „nach Corona“ vorzubereiten, so Joussen.¹

Der TUI-Konzern erhält den Milliardenkredit zwar, indem er den Staat um Hilfe ersucht. Trotzdem mussten sich noch mehrere private Geldinstitute mit der Kreditaufnahme einverstanden erklären. Dies liegt daran, dass an laufenden Darlehensprogrammen durch die Liquiditätshilfen des Staates Änderungen vorgenommen werden mussten. Dabei handelt es sich um eine bereits bestehende Kreditlinie von 1,75 Milliarden Euro bei einem nicht näher genannten Bankenkonsortium. Insgesamt belaufen sich die Verbindlichkeiten des Reiseanbieters auf 3,55 Milliarden Euro.

Die Laufzeit der Staatshilfen beträgt zunächst 18 Monate bis Oktober 2021, eine Verlängerung bis Juli 2022 ist möglich.

Was bedeutet der Kredit für den angeschlagenen Reisekonzern?

Während der Laufzeit der KfW-Liquiditätshilfen wird TUI seinen Aktionären keine Dividende auszahlen können. Damit stehen Investoren harte Einschnitte bevor. In der Folge könnten einige Anleger versucht sein, ihre Papiere abzustoßen. Denn auch wenn sich TUI erst einmal Zeit gekauft hat, dürften dem Konzern düstere Zeiten bevorstehen. Das Gesamtvolumen der Kredite von 3,55 Milliarden Euro übersteigt bei weitem die momentane Marktkapitalisierung von nur 2,5 Milliarden Euro. Hinzu kommt, dass der Aktienkurs des Unternehmens massiv eingebrochen ist. Lag der Preis des Wertpapiers vor der Corona-Krise noch bei 11,36 Euro (11. Februar), findet er sich mittlerweile (9. April) trotz leichter Erholung nur bei 4,55 Euro wieder. Das ist ein satter Verlust von über 50 Prozent innerhalb von nicht einmal zwei Monaten.

Dementsprechend schwer wiegen nun die Kredite. Zudem lief schon das letzte Geschäftsjahr alles andere als rosig für den Reiseveranstalter. Beliefen sich die Gewinne im Jahr 2018 noch auf 727,2 Millionen Euro, hatten sich diese bereits 2019 auf 416,2 Millionen Euro fast halbiert. Dieser Vergleich verdeutlicht die Last, die auf dem Konzern liegt.

Ein Hoffnungsschimmer existiert allerdings auch: TUI erwartet vom US-amerikanischen Flugzeugbauer Boeing Kompensationszahlungen für das Grounding der fehlerhaften Flugzeuge der Serie 737 MAX. Es wird davon ausgegangen, dass der Touristikkonzern diese zur Schuldentilgung einsetzen wird.

Reisebranche als Krisenverlierer

Neben Gastgewerbe und Event-Bereich leidet die Touristikbranche am stärksten unter der aktuellen Corona-Krise. Diese ist größtenteils auf die von den Regierungen ausgesprochenen Reisewarnungen aufgrund der Covid-19-Pandemie zurückzuführen. Fast alle Länder haben den Flugverkehr entweder stark reduziert oder gar komplett ausgesetzt. Bereits Mitte März hatte TUI sein gesamtes Angebot aus Pauschalreisen, Flügen, Hotelbetrieb und Kreuzfahrten gestoppt. Für die 70.000 Mitarbeiter bedeutet dies Kurzarbeit, welche teils bis in den September hinein angemeldet wurde. Außerdem sieht sich der Reiseveranstalter nicht mehr dazu in der Lage, eine Prognose für das aktuelle Geschäftsjahr abzugeben, obwohl der Januar 2020 noch der buchungsstärkste Monat der Unternehmensgeschichte gewesen sei.

Leider kann auch die Aussage des Ärztepräsidenten Klaus Reinhardt in dieser schwierigen Lage kaum Mut machen. Dieser befürchtet nämlich auch für den Sommerurlaub noch erhebliche Einschränkungen bei der Reisefreiheit. Er bezweifle, dass die Deutschen diesen Sommer wie gewohnt ihre Urlaubsreisen durchführen könnten, erläuterte der Präsident der Bundesärztekammer unterschiedlichen Vertretern der Funke-Mediengruppe. Trotzdem sei man mit einigen Ländern der Mittelmeerregion im Gespräch darüber, wie Reiseveranstaltungen in den kommenden Sommermonaten durchgeführt werden könnten, wehrte sich der TUI-Konzern gegen zu pessimistische Zukunftsaussichten.

Hoffnung auf positive Nachholeffekte

Der TUI-Konzern erhält einen Milliardenkredit und setzt alles daran, 2021 wieder richtig ins Geschäft zu kommen. So schaltete das Unternehmen beispielsweise schon am 8. März den Sommerreiseplan für das Jahr 2021 frei. Buchungen für den Sommerurlaub in 15 Monaten können somit entgegen genommen werden. Für Reisende bedeute dies, dass sie ihre Reisen auch „langfristig umplanen“ könnten, so der Konzern.
Ob Urlaubern, die bisher auf ihren Kosten sitzengeblieben sind, jedoch der Sinn nach erneuten und unsicheren Ausgaben steht, bleibt abzuwarten.
Einige Ökonomen sind davon überzeugt, dass sich nach der Corona-Krise Nachholeffekte bei Konsumausgaben einstellen werden. Dazu zählen ihrer Meinung nach vor allem Reisen. Dürften die Experten Recht behalten, wird sich TUI bald vor Buchungen kaum retten können, da viele Deutsche vor allem die Reisefreiheit vermissen. Bleibt also zu hoffen, dass die Reisewarnungen bald aufgehoben und die geplatzten Urlaubsträume dieses Jahres samt der bereits getätigten Ausgaben schnell in Vergessenheit geraten.

1 Airliners zu „Tui erhält staatlichen Milliardenkredit“ (Stand: 08.04.2020)

Ich heiße Quang Lam und arbeite bei der Hegner & Möller GmbH als Marketing Director. Ich interessiere mich sehr stark für die Themen Finanzen und Sport. In meiner Freizeit gehe ich gerne laufen und betreibe auch einen Laufblog. Ich schreibe für den creditSUN Blog nur über die Themen, die mich auch wirklich interessieren.

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