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UBS übernimmt Credit Suisse: Welche Folgen hat dieser Schritt für Europa?

UBS übernimmt Credit Suisse

Die wirtschaftliche Misere der Credit Suisse sorgte innerhalb kürzester Zeit für einen dramatischen Vertrauensverlust. Zur Abwendung größere Schäden hat die Schweizer Großbank UBS die Credit Suisse für drei Milliarden Franken übernommen. Welche Folgen die größte Bankenfusion seit 2008 für Europa hat, ist dieser Tage eine wichtige Fragestellung mit hoher Tragweite.

Diese Gründe führten zur Credit-Suisse-Pleite

Um die Gründe des Crashes zu verstehen, hilft ein zumindest Blick in die jüngere Geschichte des altehrwürdigen Kreditinstituts, welches im Jahr 1856 gegründet wurden. Dabei wird deutlich, dass insbesondere Risikogeschäfte sowie Missmanagement lediglich den Nährboden bereitet haben.

So hat beispielsweise die bulgarische Mafia zwischen den Jahren 2004 und 2007 ungestört Geldwäschegeschäfte über Konten bei der Credit Suisse abgewickelt. Im Jahr 2013 verschwanden Darlehen an staatliche Firmen über ein britisches Tochterunternehmen der Großbank in Mosambik. In jüngster Vergangenheit beteiligte sich die CS an Risikogeschäften des Greensill-Fonds sowie des Hedgefonds Archegos und musste einen Millionenverlust verkraften.

Das ohnehin angeschlagene Vertrauen war bereits enorm beschädigt, als der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank publik wurde. Die daraus resultierende Angst vor einer weiteren Bankenkrise beschleunigte den Niedergang der CS fundamental. Experten bescheinigen der Führungsriege der Credit Suisse zudem eine handfeste „Abzockermentalität“. So haben Untersuchungen gezeigt, dass die Bank seit 2013 einen hochgerechneten Verlust in Höhe von 3,2 Milliarden Fragen verbuchte. Im gleichen Zeitraum haben die Top-Manager der Bank insgesamt 32 Milliarden Franken Boni kassiert.

Branchenkenner attestieren der Schweizer Nationalbank, der Regierung sowie der Finanzaufsicht durchgängiges Versagen. So hätte kritische Frage bereits im vergangenen Herbst gestellt werden müssen. Demnach wurde von den genannten Institutionen der Niedergang der Credit Suisse über Monate hinweg mit der leisen Hoffnung auf eine Trendwende stillschweigend akzeptiert.

Übernahme durch UBS für drei Milliarden Franken

Die Credit Suisse gehört laut internationalem Finanzstabilitätsrat zu den 30 systemrelevanten Banken weltweit. Die Banken sind international stark vernetzt. Vor diesem Hintergrund besteht eine vergleichsweise hohe Wahrscheinlichkeit, dass andere Marktteilnehmer im Fall einer Krise in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Die hier aufgeführten Kreditinstitute sind zu groß, um deren Scheitern in Kauf nehmen zu können, weshalb sie besonderen Sicherheitsauflagen unterliegen bzw. erfüllen müssen.

Die UBS wird im Rahmen der Übernahme mit 100 Milliarden Franken durch die Schweizerische Nationalbank unterstützt. Um das Risiko nachhaltig zu senken, erhält die Großbank zusätzlich eine Garantie mit einem Volumen von neun Milliarden Franken, um mögliche Verluste zu kompensieren und weiterhin die Liquidität zu gewährleisten.

Dieser Entscheidung ging ein Verhandlungsmarathon voraus, an welchem Vertreten der beiden Geldhäuser sowie Spitzenvertreter aus Aufsichtsbehörden und Politik teilgenommen haben. Im Fokus stand die rasche Erarbeitung einer Lösung, um Verwerfungen auf fernöstlichen Märkten möglich vollumfänglich zu verhindern. In diesem Zusammenhang sind sich Experten einig, dass ein unkontrollierter Zusammenbruch der Credit Suisse eine neue internationale Finanzkrise ausgelöst hätte.

Gut zu wissen: In Deutschland wäre es beinahe auch zu einer Bankenfusion zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank gekommen. Dies hatte aber andere Gründe als der Bankenfusion zwischen Credit Suisse und UBS.

Droht eine Finanzkrise in Deutschland?

Nach dem Bekanntwerden des Credit-Suisse-Niedergangs zeigen sich deutsche Politiker gelassen und bemühen sich darum, für Ruhe zu sorgen. So handele es sich nach Angaben einiger Spitzenpolitiker bei der CS um einen „Sonderfall“, welcher sich aus einem Management und dem Abzug von Geldeinlagen ergebe. Alles in allem zeigt sich die europäische Bankenbranche stabil, weshalb die kränkelnde Großbank kein besonders Ansteckungspotenzial besitzt. Dennoch ist es wichtig zu prüfen, ob für Banken in Zukunft größere Kapitalpuffer als Sicherheitsmaßnahme notwendig sind.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ist das deutsche Finanzsystem durch die schnelle Rettung der Credit Suisse weiterhin widerstandsfähig ist. Dennoch behält die Bafin nach eigenen Angaben die aktuellen Entwicklungen auf dem Markt im Blick. Gleichzeitig werden die finanzpolitischen Entscheidungen, welche in den kommenden Wochen in der Schweiz getroffenen werden, durch die deutsche Finanzaufsicht weiterhin aufmerksam verfolgt.

Deutschen Banken-Experten teilen die bisherige Einschätzung der Bafin und gehen davon aus, dass weitere Pleiten von Geldhäusern nicht zu erwarten sind. Deutsche Sparer müssen sich demnach keine Sorgen um ihr Geld machen. Darüber hinaus greift spätestens im Krisenfall das europäische Einlagensicherungsgesetz. Dieses schützt Sparguthaben von bis zu 100.000 Euro pro Einleger.

Außerdem äußere sich Kanzler Scholz auch dazu, dass er keine Finanzkrise erwarte:

„Die Gefahr sehe ich nicht. Das Geldsystem ist nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise.“

Durch die Finanzkrise im Jahr 2008 besser aufgestellt

Allem Anschein nach haben Banken in weiten Teilen ihre Lehren aus der Finanzkrise im Jahr 2008 gezogen. Das schnelle Einschreiten der Schweizerischen Nationalbank sowie die zügige und ebenso unbürokratische Übernahme der Credit Suisse durch die Großbank UBS haben mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu beigetragen, das Vertrauen in das etablierte internationale Finanzsystem aufrechtzuerhalten. Europäische Mitgliedstaaten haben in den vergangenen 15 Jahren zahlreiche Maßnahmen ins Leben gerufen, um im Krisenszenario entsprechend schnell reagieren zu können.
Dennoch wird am Beispiel der Credit Suisse deutlich, wie anfällig der internationale Finanzmarkt ist und welche Reaktionen durch eine strauchelnde Großbank ausgelöst werden. Aufgrund geschichtlicher Entwicklungen, wie zum Beispiel Fehlentscheidungen des Top-Managements, zeigen allerdings in der Regel erst viele Jahre später. Vor diesem Hintergrund scheint eine strengere Kontrolle durch die zuständigen Aufsichtsbehörden das Mittel der Wahl zu sein, um auch in Zukunft große Schäden für die globale Wirtschaft und Gesellschaft effektiv abwenden zu können. Damit wird es wahrscheinlich auch keine derartige Finanzkrise wie im Jahr 2008 mehr geben.

Mein Name ist Bechthold Christiane und schreibe leidenschaftlich Fachartikel. In meiner langen Berufslaufbahn kann ich eine 30-jährige Tätigkeit im Medien-, Kredit und medizinischen Bereich vorweisen. Ich überzeuge mit meiner Zuverlässigkeit und Qualität von journalistischen Fachberichten.

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