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Steuertricks der Großkonzerne – Wie Amazon & Co legal Steuern sparen

Beitrag wurde aktualisiert am 11.01.2024
Steuertricks der Großkonzerne

International bekannte Konzerne wie Amazon und Facebook verbuchen gigantische Gewinne und zahlen trotzdem kaum Steuern. Das ermöglichen vielfältige legale Steuertricks. Großkonzerne verschieben zum Beispiel Gewinne in Länder mit niedrigen Steuersätzen. Das erweist sich insbesondere für große Industriestaaten wie den USA, Frankreich und Deutschland als Ärgernis. Diesen Ländern entgehen Steuereinnahmen in Milliardenhöhe. Wie umgehen diese Unternehmen die Steuerlasten?

Große Gewinne, kaum Steuerzahlungen: Konzerne versteuern in günstigen Ländern

In den USA gibt es seit mehreren Jahren eine intensive politische Debatte über die Steuerzahlungen von großen Unternehmen. Das liegt daran, dass dort die Diskrepanz zwischen Konzerngewinnen und Höhe der Steuern besonders auffällig ist: So verzeichnet Amazon jedes Jahr einen zweistelligen Milliardengewinn, bezahlt aber 0 US-Dollar Steuern. Bekannte Politiker wie der linke US-Senator Bernie Sanders prangern diese Steuertricks der Großkonzerne öffentlich an, viele US-Bürger teilen diese Kritik. Diese Steuervermeidung basiert auf legalen Möglichkeiten, Amazon und Co. handeln rechtskonform. Ein verzweigtes, länderübergreifendes System von Tochtergesellschaften versetzt die Firmen in die Lage, legale Steuertricks der Großkonzerne zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Das Verschieben von Gewinnen in Staaten mit niedrigen Steuersätzen

Bei internationalen Firmengeflechten mit zahlreichen globalen Standorten besteht in mehreren Ländern Steuerpflicht. Die Konzerne erstellen für das Hauptunternehmen und die einzelnen Tochtergesellschaften separate Unternehmens- und Steuerbilanzen, das bietet ihnen zahlreiche Optionen der Steueroptimierung. Sie siedeln mindestens eine Tochtergesellschaft in einem Staat mit minimalen Steuersätzen an – beliebt sind zum Beispiel die EU-Mitgliedsländer Irland, Luxemburg und Niederlande. Diese Staaten besteuern die Gewinne mit Mini-Steuersätzen, entsprechend verlagern Unternehmen ihre Einnahmen in diese Länder. Für diese kleinen Staaten mit wenigen Einwohnern ist das ein Plusgeschäft: Auch mit minimalen Steuersätzen nehmen sie ordentliche Beträge von ausländischen Firmen ein, die ansonsten in diesen Ländern keine Steuern zahlen würden. Die Weltgemeinschaft und vor allem große Staaten sind die Verlierer dieses Steuerdumpings.

So funktionieren die Steuertricks der Großkonzerne: Beispiel Lizenzgebühren

Doch wie funktionieren diese legalen Steuertricks der Großkonzerne? Wie können sie ihre Gewinne rechtmäßig verlagern? Das Prinzip ist vergleichsweise einfach. Tochtergesellschaften in Ländern mit niedrigen Steuersätzen stellen Schwestergesellschaften oder der Muttergesellschaft verschiedene Leistungen in Rechnung. Besonders verbreitet sind Lizenzgebühren. Aus diesem Grund hat sich auch der Begriff der Lizenzboxen, die Unternehmen in Irland und Co. betreiben, eingebürgert.

Ein Beispiel soll das verdeutlichen: Eine Tochtergesellschaft in Deutschland bezahlt hohe Lizenzgebühren an die irische Schwestergesellschaft. Der deutsche Standort gibt die Gebühren als Betriebsausgaben an und drückt damit den Gewinn sowie die Steuerlast. Die irische Gesellschaft verbucht dank der Lizenzgebühren aus Deutschland und anderen Staaten dagegen gigantische Gewinne und zahlt dafür den mickrigen irischen Steuersatz von wenigen Prozentpunkten. Neben Lizenzgebühren verdienen auch interne Kreditvergaben Erwähnung. Der Mechanismus ist ähnlich: Standorte in Hochsteuerländern senken ihren Gewinn mit Raten- und Zinszahlungen an eine Schwestergesellschaft in einem Niedrigsteuerland.

Konzerne nutzen Schlupflöcher in bilateralen Steuerabkommen

Zu den bekannten Steuertricks der Großkonzerne zählen zudem Lücken in Doppelbesteuerungsabkommen. Zahlreiche Staaten haben auf bilateralem Weg untereinander Steuerabkommen abgeschlossen – diese sollen verhindern, dass international engagierte Unternehmen in beiden Ländern für dieselben Gewinne Steuern bezahlen müssen. Dieser Ansatz ist grundsätzlich begrüßenswert, es existieren zwischen verschiedenen Staaten jedoch gravierende Lücken: Firmen verweisen auf das Doppelbesteuerungsabkommen in einem Land, ohne in dem anderen Land Steuern zahlen. Aus dem guten Ansatz dieser Steuerabkommen wird so eine doppelte Nichtbesteuerung: Großkonzerne zahlen überhaupt keine Steuern. Darüber hinaus gibt es bei internationalen Geldströmen vielfältige Möglichkeiten, legale Steuertricks für Großkonzerne anzuwenden. Die Systematik der nationalen Steuergesetzgebungen unterscheidet sich stark, findige Experten spüren regelmäßig Potenzial für die Steueroptimierung auf.

Steuertricks der Großkonzerne politisch umstritten: Woran Gegenmaßnahmen bisher scheiterten

Minimale Steuerzahlungen von Großunternehmen, Niedrigsteuerländer, Steuerdumping: Diese Schlagwörter beschäftigen die politische Agenda seit vielen Jahren. Vornehmlich größere Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien drängen vehement darauf, diese Steuertricks der Großkonzerne abzustellen. Die Ergebnisse dieser politischen Anstrengungen sind bescheiden. Es gelingt auch innerhalb der EU nicht, Länder wie Luxemburg und Irland zum Einlenken zu bewegen. Weltweite Initiativen sind erst recht zum Scheitern verurteilt. Die Niedrigsteuerländer haben kein Interesse daran, das aktuelle System des Steuerdumpings zu ändern. Sie sind die Profiteure der legalen Steuertricks der Großkonzerne.

Initiative zur Mindestbesteuerung: Kommt mit US-Präsident Biden die Wende?

Auf internationaler Ebene waren lange Zeit die USA ein Bremsklotz, obwohl sie zu den Verlierern des Steuersparens gehören. Jetzt zeichnet sich jedoch eine dramatische Wende ab: Die US-Administration unter dem neuen Präsidenten Joe Biden forciert eine internationale Initiative zur Mindestbesteuerung von Unternehmen. Die US-Finanzministerin Janet Yellen hat kürzlich einen weitgehenden Vorschlag einer Mindeststeuer von 21 % präsentiert. Sie möchte ihn im Rahmen der Organisation OECD weltweit durchsetzen. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz und sein französischer Kollege Bruno Le Maire haben bereits ihre Zustimmung signalisiert. Zudem fordern sie eine globale Digitalsteuer, die auf Konzerne wie Facebook und Google zielt. Mit der US-Unterstützung für eine größere Steuergerechtigkeit steigen die Chancen auf ein Ende der Steuertricks der Großkonzerne deutlich: Die USA verfügen über eine beeindruckende politische und ökonomische Macht und damit über Druckmittel, um Irland und Co. in die Enge zu treiben.

Ich heiße Martina Lange und schreibe mit Vorliebe journalistische Texte rund um die Themen Finanzen und Medizin. Außerdem liebe ich es, Fachartikel jeglicher Art zu schreiben. Ich finde mich in beinahe jedes Thema ein und freue mich immer, wenn ich nach der Fertigstellung eines Textes über noch mehr Wissen verfüge. Als freiberufliche Autorin schreibe ich leidenschaftlich gern für creditSUN.

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