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Gender Pricing: Warum müssen Frauen mehr bei bestimmten Produkten bezahlen?

Gender Pricing

Gender Pricing ist eine typische Masche der Hersteller, bei Artikeln für das weibliche Geschlecht mehr abzukassieren. Preisunterschiede bei Produkten für Frauen und Männer finden sich vor allem im Kosmetikbereich. Ob Friseur oder Pflegeprodukte: Die Damen der Schöpfung müssen tiefer in die Tasche greifen. In Kalifornien und New York ist diese Pink Tax mittlerweile verboten. Aber warum müssen Frauen deutlich mehr bezahlen, obwohl es oftmals die gleichen Produkte wie bei Männern sind?

Warum zahlen Frauen für Kosmetikprodukte deutlich mehr?

Ist Ihnen beim Einkauf in der Drogerie schon einmal aufgefallen, dass zum Beispiel Einwegrasierer derselben Marke für Frauen deutlich teurer sind als Modelle für Männer? Wenn ja, ist das kein Wunder. Eine Untersuchung der Verbraucherzentrale bestätigte, dass Rasierprodukte für Frauen im Schnitt um 38 Prozent kostenintensiver sind. Eine Hamburger Studie ermittelte sogar, dass mehr als das Doppelte veranschlagt wird, obwohl es sich um gleiche Bauweisen oder dieselben Inhaltsstoffe handelt. Grund hierfür ist die sogenannte Pink Tax. Eine imaginäre Steuer auf Artikel fürs weibliche Geschlecht.1 Dass die Damen für die Körperpflege mehr Geld ausgeben, ist aus der Marktforschung bekannt. Diesen Umstand nutzt die Kosmetikindustrie als Gender Pricing für sich. Auch wenn die Hersteller die Existenz einer solchen Frauensteuer öffentlich nicht zugeben, so lassen sich die Unterschiede nicht von der Hand weisen.

Angebot und Nachfrage regulieren die Preise

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat juristisch untersuchen lassen, wie verbreitet eine nach Geschlechtern unterschiedliche ausgerichtete Preisgestaltung ist. Gender Pricing konnte bei 3,7 Prozent der ermittelten Produkte festgestellt werden. Männer zahlten im Schnitt 1,4 Prozent mehr, für Frauen wurde es bei gleichartigen Produkten 2,2 Prozent teurer.2 Drogerien wie Rossmann und dm widersprechen solchen Vorwürfen. Laut Industrie steckt hinter dem Aufschlag kein diskriminierendes System, sondern eine stetig angepasste Preisfindung, die sich an Angebot und Nachfrage orientiere. Angeblich seien in Cremes für Damen mehr pflegende Stoffe drin, allerdings macht der Inhalt nur einen Bruchteil der Herstellungskosten aus. Dass Frauen in Reinigungen und Friseursalons mehr berappen müssen, wird häufig mit dem verbundenen Mehraufwand begründet. Damenblusen seien schwerer zu bügeln und komplizierter hergestellt. Auch die Haarpracht am weiblichen Kopf erfordere mehr Einsatz.

Gibt es auch Bereiche, wo Männer mehr zahlen?

Gender Pricing ist nicht nur bei Produkten für Frauen festzustellen. Der Preis für eine Dienstleistung oder einen Artikel hängt oft davon ab, an welches Geschlecht es sich richtet. Zwar werden beim Gender Pricing in erster Linie Frauen benachteiligt, es lassen sich aber Bereiche beobachten, in denen die Gesetze andersherum verlaufen. Männer werden besonders beim Online-Dating abgezockt. Für das Waxing im Kosmetikstudio zahlen Herren ebenso mehr als Frauen. Zudem ist Gender Pricing bei Schustern und in Clubs ist typisch, denn hier wird man als Mann verstärkt zur Kasse gebeten. Auch Inkontinenzeinlagen kosten Männer mehr.

Pink Tax in Kalifornien und New York verboten

In Kalifornien und New York ist Gender Pricing nicht erlaubt. In den Bundesstaaten wird eine Steuer aufs Geschlecht als Diskriminierung angesehen und per Gesetz untersagt. Es droht Verkäufern ein Bußgeld von 4000 Dollar, wenn Gender Pricing bei Artikeln im Sortiment angewendet wird. Preisunterschiede bei Produkten für Frauen und Männer sind in Österreich seit 2008 nicht mehr zulässig. Im südlichen Nachbarland haben Gespräche mit der Friseurinnung und Beschwerden von Frauen dazu geführt, dass es mehr Unisextarife gibt. Mindestens eine Parlamentsdebatte gab es zum Thema Gender Pricing auch in Großbritannien. Rechtlich gesehen ist die Preisgestaltung nach Geschlecht auch in Deutschland schwierig: Schließlich darf nach dem Anti-Diskriminierungsgesetz niemand wegen seiner körperlichen Eigenheiten benachteiligt werden.

Wie können Frauen bei Kosmetikprodukten sparen?

Indem sich Frauen bewusst für das billigere Produkt entscheiden, können sie sich den höheren Preisen entziehen. Bei Artikeln im Kosmetikbereich besteht häufig die Möglichkeit, auf andere Angebote auszuweichen. Wenn Sie Geld sparen möchten, sollten Sie sich am besten gegen das Design in Rosa entscheiden. Identische Einwegrasierer für Männer kosten weniger und erfüllen genauso ihren Zweck. Dass die Produkte zur Haarentfernung in einer anderen Farbe daherkommen, kann Ihnen als Verbraucher egal sein. Sollte die Creme für den Mann die gleichen Inhaltsstoffe aufweisen wie das Pflegeprodukt für die Frau, ist natürlich die kostengünstigere Variante zu wählen. Darüber hinaus raten Verbraucherschützer dazu, bei den Herstellern Beschwerde einzulegen. Wer Reinigungen und Friseursalons aufsucht, sollte darauf achten, dass Preise für die einzelnen Leistungen transparent gelistet sind. So können Sie einer Preisgestaltung nach dem Geschlecht entgehen und müssen kein Opfer von Gender Pricing werden.

1 Verbraucherzentrale Hamburg zu „Pink Tax: Frauen zahlen mehr“ (Stand: 08.03.2019)
2 Forschungsbericht von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zur Preisdifferenzierung nach Geschlecht in Deutschland

Ich heiße Martina Lange und schreibe mit Vorliebe journalistische Texte rund um die Themen Finanzen und Medizin. Außerdem liebe ich es, Fachartikel jeglicher Art zu schreiben. Ich finde mich in beinahe jedes Thema ein und freue mich immer, wenn ich nach der Fertigstellung eines Textes über noch mehr Wissen verfüge. Als freiberufliche Autorin schreibe ich leidenschaftlich gern für creditSUN.

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