Aktivrente wird ab 2026 eingeführt : Konzept und aktuelle Pläne
Immer mehr Diskussionen kreisen um die Frage: Wie kann man das Rentensystem stabilisieren, ohne die Menschen zu überlasten? Ein aktueller Vorschlag lautet „Aktivrente“. Doch was steckt hinter diesem Begriff? Welche Ziele verfolgt die Politik damit? Und lohnt sich das für die Betroffenen?
Dieser Artikel erklärt die Grundlagen der Aktivrente, beleuchtet politische Vereinbarungen, zeigt Chancen und Risiken auf und zieht ein abschließendes Fazit, mit dem Sie verstehen, wie dieses Modell funktioniert und ob es sinnvoll ist.
Was ist die Aktivrente?
Der Begriff „Aktivrente“ bezeichnet eine Regelung, die es Rentnerinnen und Rentnern erlaubt, nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters weiter zu arbeiten und zusätzliche Einkünfte steuerlich entlastet zu erzielen.
Wesentliche Elemente der Aktivrente sind:
- Steuerfreier Hinzuverdienst: Ein gewisser Betrag pro Monat oder Jahr soll steuerfrei bleiben.
- Freiwilligkeit: Niemand wird verpflichtet, länger zu arbeiten – die Aktivrente ist eine Option für diejenigen, die es möchten.
- Flexiblere Übergänge: Beschäftigung über das Regelaltersalter hinaus soll erleichtert werden, indem etwa bestehende Beschränkungen aufgehoben werden.
Im Kern steht der Gedanke: Wer freiwillig länger arbeitet, soll dafür belohnt werden, statt dafür steuerlich benachteiligt zu sein.
Aktueller Stand & politische Pläne
Aufnahme in den Koalitionsvertrag
Die Aktivrente ist im aktuellen Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD verankert. Dort heißt es, dass Personen, die das gesetzliche Rentenalter erreicht haben und dennoch weiterarbeiten möchten, bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen sollen.
Dieses Modell schafft einen steuerlichen Freibetrag, der über den bisherigen Freibeträgen liegen soll.
Geplanter Start & Übergangsregelungen
Der geplante Start liegt laut Medien und Regierungsangaben am 1. Januar 2026.
Einige weitere geplante Merkmale:
- Das Vorbeschäftigungsverbot soll fallen, damit Rentnerinnen und Rentner bei demselben Arbeitgeber weiterarbeiten können.
- Für den steuerlichen Freibetrag ist eine gesetzliche Neuregelung im Einkommensteuergesetz vorgesehen.
- Die Regelung ist zunächst auf eine Dauer von drei Jahren befristet.
Kritik & rechtliche Bedenken
Bereits in der Diskussion um die Aktivrente gibt es Kritikpunkte:
- Verfassungsrechtliche Fragen: Die Ungleichbehandlung bestimmter Gruppen – z. B. Ausschluss von Selbstständigen – könnte gegen das Gleichbehandlungsgebot verstoßen.
- Steuerausfälle: Studien schätzen, dass die Aktivrente dem Staat Mindereinnahmen von mehreren hundert Millionen bis zu 2,8 Milliarden Euro jährlich bringen könnte.
- Begrenzte Wirkung: Analysen deuten darauf hin, dass vor allem Besserverdienende profitieren würden, während viele Rentner gar nicht weiterarbeiten wollen oder können.
In der öffentlichen Debatte tauchen auch Unklarheiten auf, etwa über die Einbeziehung von Hinterbliebenenrenten oder Grundsicherungsempfängern.
Ziele & Intentionen der Aktivrente
Warum wird dieses Modell überhaupt diskutiert? Die Aktivrente verfolgt mehrere Ziele:
- Entlastung der Rentenkassen
Wenn Menschen länger arbeiten und weiterhin Beiträge zahlen, verkürzt sich die Phase, in der sie Rentenbezüge beziehen. Damit können die Ausgaben der Rentensysteme etwas reduziert oder zumindest gedämpft werden.
- Bekämpfung des Fachkräftemangels
Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind eine Ressource. Durch die Aktivrente sollen Arbeitgeber motiviert werden, erfahrene Fachkräfte weiter zu beschäftigen.
- Flexibler Übergang in den Ruhestand
Anstatt abrupt aufzuhören, soll ein gleitender Übergang möglich sein. Wer gesundheitlich fit ist und arbeiten möchte, kann weiter tätig sein, ohne steuerliche Nachteile zu fürchten.
- Erhöhung der individuellen Einkünfte
Für Menschen mit geringer Rente kann der steuerfreie Hinzuverdienst helfen, Einkommenslücken zu schließen und die Lebenssituation zu verbessern.
Chancen & Vorteile der Aktivrente
- Steuerliche Entlastung: Arbeitnehmer im Rentenalter erhalten bis zu 2.000 Euro steuerfrei – das bedeutet netto mehr Einkommen.
- Wertschätzung erfahrener Arbeitskräfte: Ältere Arbeitnehmer werden als Ressource gesehen und nicht mehr systematisch aus dem Erwerbsleben gedrängt.
- Anreize zum länger Arbeiten: Wer über das Rentenalter hinaus arbeitet, bleibt sozialversicherungspflichtig tätig und stärkt die Rentenkasse durch weitere Beiträge.
- Flexibilität für individuelle Lebensplanung: Der Übergang in den Ruhestand wird sanfter gestaltet.
- Möglichkeit zur Schließung von Rentenlücken: Wer ohnehin weiterarbeiten könnte, gewinnt finanziellen Spielraum.
Risiken & Herausforderungen
- Hohe Kosten für den Staat: Die geschätzten Steuerausfälle sind beträchtlich – 2,8 Milliarden Euro jährlich sind laut IW-Studie möglich.
- Begrenzte Reichweite: Die Aktivrente erreicht voraussichtlich nur eine relativ geringe Zahl von Menschen – vor allem solche, die ohnehin weiterarbeiten wollen und können.
- Ungleichheitseffekte: Weniger privilegierte Rentner, die nicht weiterarbeiten können, profitieren kaum, während Besserverdienende klar im Vorteil sind.
- Mögliche Verzerrung des Steuerrechts: Der steuerfreie Freibetrag könnte den Progressionsvorbehalt unterlaufen und das Prinzip der Besteuerung entsprechend der Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
- Arbeitsmarktstruktur & Diskriminierung: Nicht alle Arbeitgeber sind bereit, Rentner weiterzubeschäftigen – Altersdiskriminierung bleibt ein Thema.
Wann macht die Aktivrente Sinn – und wann nicht?
| Situation | Vorteil Aktivrente | Vorsicht geboten, wenn … |
| Rentnerin mit zusätzlichem Einkommen | Steuerfreiheit bis 2.000 € bringt direkt mehr Netto | Wenn das Einkommen stark schwankt oder unregelmäßig ist |
| Fachkraft in einem Mangelberuf | Arbeitgeber würden interessiert sein | Wenn die Arbeitsbedingungen nicht altersgerecht sind |
| Rentner mit finanzieller Lücke | Der Hinzuverdienst hilft, die Versorgung zu verbessern | Wenn Krankheit oder Belastung das Arbeiten erschweren |
| Geringverdiener-Rentner | Möglich, dass kaum Zusatznutzen entsteht | Wenn man bisher schon nahe an Steuer- oder Freibeträgen war |
Ausblick & offene Fragen
- Die Einführung ist derzeit befristet auf drei Jahre geplant. Ob das Modell verlängert oder angepasst wird, wird von der Wirkung abhängen.
- Die Gestaltung der Regelung für Selbstständige und Freiberufler ist noch ungeklärt. In manchen Entwürfen werden sie ausgeschlossen.
- Der Effekt auf den Arbeitsmarkt ist schwer zu prognostizieren – wird das Angebot älterer Arbeitskräfte tatsächlich steigen?
- Auch die Frage, wie sich die Aktivrente auf die Rentenversicherungsausgaben insgesamt auswirkt, bleibt offen.
Bis zu 2000 Euro monatlich steuerfrei für Rentner
Die Aktivrente ist eine ambitionierte Idee mit dem Ziel, Menschen nach Erreichen des Rentenalters einen steuerlichen Anreiz zu geben, weiterzuarbeiten. Politisch verankert im Koalitionsvertrag, soll sie ab 1. Januar 2026 gelten und bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei machen.
Chancen liegen in zusätzlichem Einkommen, Entlastung der Rentenkassen und einer flexibleren Gestaltung des Übergangs in den Ruhestand. Aber auch Risiken sind deutlich: hohe Kosten, eine begrenzte Zielgruppe, soziale Ungleichheit und rechtliche Bedenken.
Für Menschen, die auch im Rentenalter arbeiten können und wollen – und eine Ergänzung ihres Einkommens wünschen – kann sie ein echter Vorteil sein. Wer hingegen gesundheitlich eingeschränkt ist oder nicht weiterarbeiten kann, profitiert kaum.
Insgesamt ist die Aktivrente ein Werkzeug von vielen, um das Rentensystem an den demografischen Wandel anzupassen – aber kein Allheilmittel. Ihr Erfolg hängt entscheidend davon ab, wie fair, durchdacht und inklusiv sie umgesetzt wird.