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Werden die Preise für Öl und Gas durch den Ukraine-Konflikt steigen?

Beitrag wurde aktualisiert am 26.01.2024
Preise für Öl und Gas durch den Ukraine-Konflikt steigen

Der Ukraine-Konflikt ist eskaliert: Russland hat sein Nachbarland in den frühen Morgenstunden des 24.02.2022 angegriffen. Auch für Deutschland wird das Konsequenzen haben. Beide Schwarzmeerländer sind große Rohstofflieferanten. Zudem ist die Ukraine ein wichtiges Transitland für Gas aus Russland. Die Preise für Öl und Gas sind durch den Ukraine-Konflikt bereits gestiegen. Geht das jetzt weiter so? Droht uns eine hohe Inflation durch die Ukraine-Krise? Das fragen sich derzeit viele Menschen.

Wie abhängig ist Deutschland von russischem Erdgas?

Für Deutschland ist Russland der Hauptlieferant von Erdgas. Aus dem BP-Energiejahresbericht von 2020 geht hervor, dass 56,3 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas durch die Pipelines nach Deutschland flossen. Damit kommt mehr als die Hälfte (55 Prozent) aller Erdgasimporte aus Russland. Weitere Importländer, von denen Deutschland Erdgaslieferungen bekommt, sind Norwegen (31,2 Milliarden Kubikmeter) und die Niederlande (13,0 Milliarden Kubikmeter).

Neben den Importen fördert Deutschland auch eigenes Erdgas und lässt einen Teil der Importe in andere Länder weiterfließen. Insgesamt macht russisches Erdgas damit eher weniger als 50 Prozent des Verbrauchs hierzulande aus. Damit ist Deutschland durchaus stark vom russischen Erdgas abhängig. Die steigenden Preise für Öl und Gas durch den Ukraine-Konflikt wurden bereits seit Monaten hierzulande mit großer Sorge betrachtet. Aber zumindest flossen die Energielieferungen wie vereinbart.

Denn auch für Russland ist Deutschland ein wichtiger Geschäftspartner. Die Bundesrepublik ist beim Erdgas Russlands größter Einzelkunde. Daneben verkauft Russland auch größere Mengen Erdgas an weitere Länder in der Europäischen Union (Italien: 19,7 Milliarden Kubikmeter; Niederlande: 11,2 Milliarden Kubikmeter). Gleichzeitig sind Öl und Gas ein willkommenes Druckmittel für Russland. Bereits in der Vergangenheit hatte Russland aus politischen Gründen den Erdgashahn zugedreht. Die Drohung gab es auch dieses Mal. Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew drohte Europa mit folgenden Worten:

„Herzlich willkommen in einer neuen Welt, in der die Europäer bald 2.000 Euro pro 1.000 Kubikmeter Gas zahlen werden.“

Die Drohung hat dazu geführt, dass die Preise für Öl und Gas durch den Ukraine-Konflikt erneut nach oben geklettert sind. Im Januar 2022 lagen die Energiepreise in Deutschland laut Angaben des Statistischen Bundesamtes um 66 Prozent höher als im Jahr zuvor.1 Ein Exportstopp würde zu einem weiteren Preisanstieg führen. Der Ifo-Chef warnt gar vor einem Preisschock – zumindest vorübergehend.

Ukraine-Konflikt hat Auswirkungen auf die komplette Wirtschaft

Sollte russisches Gas und Öl teurer oder knapp werden, macht sich das nicht nur im Geldbeutel oder auf dem Thermostat von Verbraucherinnen und Verbrauchern bemerkbar. Denn die Rohstoffe werden nicht nur zum Heizen von Privathaushalten benötigt. Die hohen Preise für Öl und Gas durch den Ukraine-Konflikt betreffen auch die Wirtschaft. Vor allem produzierende Unternehmen könnten schlimmstenfalls zu Produktionsstopps gezwungen sein, wenn Gas oder Öl extrem teuer sind oder fehlen. Das würde die Preise für zahlreiche Industriegüter in die Höhe treiben.

Aber nicht nur die Preise für Öl und Gas sich durch den Ukraine-Konflikt gestiegen. Auch der Preis für Weizen ist im Januar und Februar nochmals nach oben geklettert. Experten befürchten, dass der Weizenpreis noch weiter steigt und sogar Weizenlieferungen aus Russland und der Ukraine ausbleiben könnten. Beide Länder sind große Weizenproduzenten und zählen zu den wichtigsten Weizenexporteuren weltweit. Zusammen exportieren sie rund 60 Millionen Tonnen Weizen, was etwa 30 Prozent des weltweiten Weizenhandels entspricht. Wird Weizen teurer, dann steigen auch die Preise für Brot, Nudeln und andere Weizenmehlprodukte.

Auch die Börse reagiert

An allen Börsen weltweit war ein Echo des Einmarschs Russlands in die Ukraine zu spüren – die Kurse rutschten ab. Die Moskauer Börse musste zeitweise schließen. Der deutsche Leitindex Dax rutschte von rund 14 600 Punkten am Tag des Einmarschs zeitweise auf unter 14000 Punkte, konnte sich aber im Tagesverlauf noch fangen. Zum Börsenschluss lag der Dax bei 14050 Punkten und damit etwa vier Prozent im Minus.

Hohe Inflation durch die Ukraine-Krise?

Die hohen Preise für Öl und Gas durch den Ukraine-Konflikt sind ein wesentlicher Grund dafür, warum die Inflation in Deutschland bei derzeit plus minus fünf Prozent liegt. Für die Berechnung der Inflation wird ein sogenannter Warenkorb verwendet, der den Grundbedarf an Waren und Dienstleistungen für Privathaushalte und Unternehmen abbildet. Werden alle diese Dienstleistungen und Waren zusammengerechnet, ergibt sich eine Summe. Diese Summe kann dann mit der Summe aus dem Vorjahr verglichen werden. Daraus ergibt sich die rechnerische Teuerungsrate. Energie ist ein großer Teil dieses Warenkorbs. Damit lassen die hohen Preise für Öl und Gas durch den Ukraine-Konflikt insgesamt die Inflation ansteigen.

Die Strompreisbremsen

Im Zuge des Konflikts in der Ukraine kam es zu starken Preisanstiegen bei Gas und Strom. Aus diesem Grund haben der Bundestag und der Bundesrat Ende 2022 die Gas- und Strompreisbremsen verabschiedet. Diese sind im März 2023 in Kraft getreten und galten auch rückwirkend für Januar und Februar 2023. 

Die Preisbremsen sollten dazu dienen, die steigenden Energiekosten sowie die schwerwiegenden Auswirkungen auf Verbraucherinnen, Verbraucher und Unternehmen abzumildern.

Ursprünglich waren diese Regelungen bis zum Frühjahr 2024 befristet. Diese endeten jedoch bereits zum 31. Dezember 2023. 

In Deutschland muss mit steigenden Kosten für Energie durch den Ukraine-Konflikt gerechnet werden

Durch den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und den damit ausgebrochenen Krieg hat sich die Lage dramatisch verschärft. Es ist davon auszugehen, dass die Preise für Öl und Gas durch den Ukraine-Konflikt weiter steigen werden. Im Extremfall könnte es sogar zu Exportstopps kommen. Es ist somit allerhöchste Zeit für Deutschland, sich von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und ihren Lieferanten wie Russland zu befreien.

Ich heiße Quang Lam und arbeite bei der Hegner & Möller GmbH als Marketing Director. Ich interessiere mich sehr stark für die Themen Finanzen und Sport. In meiner Freizeit gehe ich gerne laufen und betreibe auch einen Laufblog. Ich schreibe für den creditSUN Blog nur über die Themen, die mich auch wirklich interessieren.

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