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Frugalisten – Was ist Frugalismus? Ist Rente mit 40 tatsächlich möglich?

Beitrag wurde aktualisiert am 09.07.2021
Frugalisten

Frugalisten träumen davon, finanziell unabhängig zu sein und am liebsten so früh wie möglich. Wer es wirklich wolle und sein Leben auf dieses Ziel ausrichte, könne durchaus mit 40 Jahren in Rente gehen. Allerdings ist dieses Szenario nicht für jeden umsetzbar, da ein bestimmtes Einkommen vorausgesetzt wird. Was verbirgt sich hinter Frugalismus? Welche Auswirkungen hätte es, wenn alle Menschen minimalistisch leben würden und bereits mit 40 Jahren in Rente gehen?

Was sind Frugalisten?

Das sind Anhänger einer Bewegung, die in der Folge der großen Finanzkrise in den USA entstand. Frugal heißt so viel wie einfach oder bescheiden. Die Anhänger des Frugalismus verzichten auf überflüssigen Konsum. Ihr Ziel ist es, so bald wie möglich finanziell unabhängig zu werden, so dass sie nicht mehr arbeiten müssen – sozusagen Rente mit 40. Der Begriff Rente ist allerdings nicht wortwörtlich zu nehmen. Frugalisten wollen einfach bis zum Alter von 40 (manche sogar noch jünger) so viel Geld angelegt haben, dass sie nicht mehr zu arbeiten brauchen, sondern nur von den Erträgen ihrer Geldanlagen leben können. Um dieses Ziel zu erreichen, investieren Frugalisten bis zu 70 Prozent ihrer Einnahmen und legen das Geld in Aktien und andere Optionen mit hoher Rendite an.

Wie funktioniert das in der Praxis?

Anhänger des Frugalismus verzichten auf Luxus und überflüssige Dinge. Sie besitzen beispielsweise keine Autos, sondern benutzen öffentliche Verkehrsmittel, gehen zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad. Anstatt im Restaurant essen zu gehen oder Pizza zu bestellen, kochen sie lieber selbst. Den Urlaub verbringen sie daheim oder im eigenen Garten. Geht etwas kaputt, reparieren sie es. Ihr Leben kennt nur ein Ziel: möglichst schnell finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen.

Heißt Frugalismus direkt minimalistisch zu leben?

Nein, Minimalismus und Frugalismus sind zwei verschiedene Dinge. Minimalisten schränken sich generell ein. Sie versuchen, so wenig wie möglich zu konsumieren. Bei ihnen ist das Sparen zum Hauptzweck des Lebens geworden. Frugalisten dagegen schränken sich in der Jugend bewusst ein, damit sie später frei und unabhängig sein können. Manche von ihnen wandern aus, andere sind kreativ tätig oder gehen ihrem Hobby nach. Sobald sie ihr Ziel erreicht haben und genug Kapital angespart ist, um davon leben zu können, hören sie auf mit arbeiten.

Ist Frugalismus überhaupt sinnvoll?

Der Frugalismus ist eine sehr egoistische Lebensweise. Wenn alle Frugalisten wären, würde keiner mehr arbeiten. Das hätte verheerende Folgen für die Wirtschaft. Die Rentenkassen wären leer, weil niemand mehr etwas einzahlen würde. Die gesetzliche Rente basiert auf dem Solidarprinzip. Menschen die arbeiten zahlen ein und finanzieren diejenigen, die nicht mehr arbeiten können und im Ruhestand leben. Würde jeder minimalistisch leben, wäre das nicht möglich. Es gäbe keine Altersrente mehr. Die Menschen müssten bis ihr Lebensende arbeiten.

Warum ist der Frugalismus kein erstrebenswertes Ziel?

Weil es ein Lebensstil ist, den sich nur wenige leisten können. Um von Kapitalerträgen leben zu können und bereits mit 40 Jahren nicht mehr arbeiten zu müssen, reicht es nicht, jeden Monat ein paar Euro zur Seite zu legen. Da muss schon weitaus mehr als 1.000 Euro pro Monat investiert werden. Das erfordert außerdem das nötige Fachwissen, in was man investiert und damit sein Geld vermehrt.

Damit es funktioniert, muss das Nettoeinkommen mindestens 2000 Euro pro Monat betragen, in der Regel sogar deutlich höher.

Viele Menschen haben kaum die Hälfte davon zur Verfügung. Es ist heutzutage nicht unüblich, dass bereits die Hälfte des Einkommens für die Miete ausgegeben wird.

Besonders für Familien mit Kindern ist Frugalismus kaum praktikabel. Wie will Papa seinen Teenagern erklären, dass sie weder modische Kleidung noch Smartphones haben können, bloß weil Papa mit 40 in den Ruhestand gehen möchte? Frugalismus ist etwas für gut verdienende Singles, die nicht in naher Zukunft vorhaben, eine Familie zu gründen. Selbst unter diesen Umständen brauchen Frugalisten Glück, um ihre Ziele zu realisieren. Eine Krankheit, ein Unfall oder eine schwere Depression können die gesamte Lebensplanung über den Haufen werfen.

Was können Sie von Frugalisten lernen

Für die meisten Menschen ist es wahrscheinlich nicht machbar, bereits mit 40 in den Ruhestand zu gehen. Das trifft ganz besonders dann zu, wenn Sie eine Familie haben oder Angehörige pflegen. Einige Prinzipien der Frugalisten sind jedoch sinnvoll. Dazu gehört beispielsweise der Gedanke, selbst für den Ruhestand vorzusorgen und damit so zeitig wie möglich zu beginnen. Das kann in Form einer Altersvorsorge sein oder Sie können z.B. in Immobilien investieren.

Eine Einschränkung des Konsums ist unter Umständen auch sinnvoll. Wer beispielsweise in einer Großstadt lebt, benötigt nicht unbedingt ein Auto. Es muss nicht immer die neueste Mode sein, der neueste Großbild-TV mit 4k Technologie oder die Kreuzfahrt in die Karibik sein. Besser ist es, ein wenig bescheiden zu sein und lieber etwas Geld fürs Alter zurück zu legen. Zwar dürfte dann die Rente mit 40 trotzdem nicht möglich sein, aber trotzdem können Sie den Ruhestand dann entspannt genießen.

Es kommt auf die Einstellung zum Leben an. Frugalisten betrachten Arbeit als Mittel zum Zweck und notwendiges Übel. Viele Menschen finden aber bei der Arbeit Freude und Erfüllung und denken gar nicht daran, eher in Rente zu gehen. Sie leisten gern und so lange wie möglich ihren Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft.

Ich heiße Quang Lam und arbeite bei der Hegner Möller GmbH als Marketing Director. Ich interessiere mich sehr stark für die Themen Finanzen und Sport. In meiner Freizeit gehe ich gerne laufen und betreibe auch einen Laufblog. Ich schreibe für den creditSUN Blog nur über die Themen, die mich auch wirklich interessieren.

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