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Mega-Fusion auf dem Immobilienmarkt: Vonovia übernimmt Deutsche Wohnen für 18 Milliarden

Mega-Fusion

In der deutschen Wohnungsbranche kündigt sich eine spektakuläre Übernahme an: Der DAX-Konzern Vonovia übernimmt Deutsche Wohnen! Damit schließen sich die beiden einzigen Immobilienkonzerne im DAX zusammen, es entsteht ein Großunternehmen mit einem Börsenwert von 48 Milliarden Euro. Die Zustimmung der Aktionäre und des Kartellamts zur Mega-Fusion steht noch aus, Verantwortliche beider Firmen sehen dem gelassen entgegen.

Am Dienstagmorgen lief die überraschende Meldung über die Ticker: Vonovia macht den Anteilseignern der Deutsche Wohnen ein Übernahmeangebot von 52 Euro plus der diesjährigen Dividenden. Aktionären winken somit 53,03 Euro pro Aktie – ein ansprechendes Angebot. Die Aktie der Deutsche Wohnen kletterte sofort nach dieser Nachricht auf rund 52 Euro, vor Pfingsten kostete sie knapp 45 Euro.

Zusammen 550.000 Wohnungen: Vonovia übernimmt Deutsche Wohnen

Vonovia bietet für den bisherigen Konkurrenten rund 18 Milliarden Euro.1 Diese Summe dürfte laut Experten angemessen sein, mit dieser Fusion würde die größere Vonovia einen der wichtigsten Mitbewerber schlucken. Insgesamt würde das fusionierte Unternehmen rund 550.000 Wohnungen mit einem Wert von circa 80 Milliarden Euro verwalten. Damit würde Vonovia zum mit Abstand umsatzstärksten Akteur auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Bisher besitzt die Aktiengesellschaft 400.000 Wohneinheiten, die Deutsche Wohnen würde zusätzliche 150.000 Wohnungen einbringen. Das Portfolio beider Konzerne ist breit gestreut, es gibt aber einen Schwerpunkt in schnell wachsenden Metropolen. Die Deutsche Wohnen hat ihren Fokus auf Berlin gelegt und erzielt dort mit 113.000 Wohnungen Einnahmen. Aus diesem Grund ist die Firma ein besonders attraktiver Übernahmekandidat für Vonovia: Sie kann mit der Übernahme ihr Engagement in der Bundeshauptstadt, wo ihr 43.000 Wohneinheiten gehören, deutlich ausweiten.

Nach missglückter feindlicher Übernahme sind die Chancen dieses Mal besser

2016 wollte Vonovia den Mitbewerber für 14 Milliarden Euro aufkaufen, dieses Projekt scheiterte am Widerstand der Deutsche-Wohnen-Aktionäre. Die Voraussetzungen für eine Mega-Fusion sind fünf Jahre später erheblich besser. Michael Zahn als Vorstandschef der Deutsche Wohnen bekämpfte den damaligen Übernahmeversuch erbittert, 2021 unterstützt er dieses Anliegen. Beide Konzerne haben bereits eine Grundsatzvereinbarung unterschrieben. Das erhöht die Chancen, dass die Anteilseigner der Deutsche Wohnen mehrheitlich zustimmen. Eine Mehrheit von 50 % der Aktien plus 1 reicht hierfür aus. Das finanziell verlockende Angebot dürfte ebenfalls zur Zustimmung beitragen.

Die Entscheidung des Kartellamts fürchten die Beteiligten nicht. Aus der Mega-Fusion resultiert ihrer Meinung nach zwar ein riesiges Unternehmen, mit Blick auf den gesamten deutschen Mietmarkt handele es sich jedoch um einen kleinen Marktanteil. Die große Mehrheit der Mietwohnungen würde weiterhin im Besitz anderer Akteure wie Genossenschaften, städtischer Unternehmen und Privateigentümern bleiben. Daraus ziehen die beiden Unternehmen den Schluss, dass die Kartellbehörde zustimmen wird. Der Top-Ökonom Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaft ist skeptischer. Er glaubt, dass das Amt die Situation auf den regionalen Märkten wie Berlin begutachten wird und Einspruch erheben könnte.

Vonovia bietet Berlin 20.000 Wohnungen und einen Sozialpakt an

Viele Blicke richten sich nach der Schlagzeile „Vonovia übernimmt Deutsche Wohnen“ nach Berlin. Das hat zwei Gründe. Erstens geht es um 150.000 Wohneinheiten in der Hauptstadt, für die Metropole ist das eine relevante Größe. Zweitens sind die Auseinandersetzungen über hohe Mieten in Berlin heftiger als anderswo. Erst jüngst hat das Bundesverfassungsgericht den Mietendeckel des Berliner Senats für verfassungswidrig erklärt. Zugleich gibt es momentan ein Volksbegehren zur Enteignung der Deutsche Wohnen und Co., bei dem schon über 100.000 Bürger unterschrieben haben.

Der Mietendeckel ist gescheitert, der politische Druck bleibt enorm: Diese Rahmenbedingungen erklären die Charmeoffensive, die Vonovia gleichzeitig mit der Verkündung der Mega-Fusion gestartet hat. Der Konzern möchte 20.000 Wohneinheiten an das Land verkaufen und verpflichtet sich zudem fünf Jahre lang zu einer Deckelung der Mieterhöhungen. In den ersten drei Jahren sollen die Mieten maximal um 1 % jährlich steigen, in der Folgezeit höchstens in der Höhe der Inflationsrate. Die beiden Konzernchefs Rolf Buch und Michael Zahn preisen diese Zugeständnisse als Zukunfts- und Sozialpakt an – dieser soll zum gesellschaftlichen Frieden beitragen. Berlins Bürgermeister Michael Müller begrüßte diesen Schritt in seiner ersten Reaktion.

Was bedeutet die Mega-Fusion für Mieter und Anleger?

Die Auswirkungen auf den deutschen Mietmarkt dürften begrenzt sein. Die 550.000 Wohneinheiten sind nur ein minimaler Anteil am gesamten Wohnungsbestand von über 40 Millionen. Eine Ausnahme bildet Berlin, wo Vonovia nach der Mega-Fusion zum großen Player wird. In den nächsten fünf Jahren profitieren die betroffenen Mieter jedoch dank der angekündigten Mietpreisdeckelung. Wie es danach weitergeht, kann heute niemand vorhersagen.

Die Aktionäre der beiden Konzerne reagieren unterschiedlich. Jubeln können die Anteilseigner der Deutsche Wohnen – sie verzeichnen gegenüber Freitag ein Kursplus von 18 %. Die Aktie von Vonovia verliert dagegen rund 4 % im Tagesvergleich. Eventuell halten einige Investoren den Preis für zu hoch oder betrachten den Sozialpakt kritisch. Grundsätzlich verspricht sich der Vonovia-Chef durch die Fusion Einsparungen von über 100 Millionen Euro bis 2024, vor allem die Kosten für die Bewirtschaftung sollen durch die Mega-Fusion sinken.

Ich heiße Quang Lam und arbeite bei der Hegner & Möller GmbH als Marketing Director. Ich interessiere mich sehr stark für die Themen Finanzen und Sport. In meiner Freizeit gehe ich gerne laufen und betreibe auch einen Laufblog. Ich schreibe für den creditSUN Blog nur über die Themen, die mich auch wirklich interessieren.

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