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Negative Ölpreise und Corona – Wie groß ist die Abhängigkeit?

negative Ölpreise

Die Corona-Epidemie bestimmt seit Anfang des Jahres unser Leben. Die Pandemie wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit der Menschen aus. Kontaktverbote und Ausgangssperren lähmen die Wirtschaft in der ganzen Welt. Neben anderen Einschränkungen erhalten produzierende Unternehmen keine Aufträge mehr und fahren ihre Herstellungsprozesse zurück. Unterbrechungen in den Lieferketten führen zu einem geringeren Bedarf an Rohstoffen und anderen Materialien. Auch die Nachfrage nach Öl ist davon betroffen. Negative Ölpreise lassen sich nicht länger vermeiden. Der folgende Beitrag zeigt, wie negative Ölpreise entstehen und wer davon profitieren kann, wenn der Ölpreis sinkt. Abschließend geht eine Prognose der Frage nach, ob der Ölpreis wieder steigt.

Wie entstehen negative Ölpreise?

Öl gehört zu den Rohstoffen, die eine hohe Nachfrage auslösen. Dies liegt daran, dass Öl in vielen Bereichen der Industrie eine Rolle spielt. Als Rohstoff wird es in diversen Unternehmen verwendet, die auf dem Sektor der Wärme- und Elektrizitätserzeugung agieren. Als Treibstoff findet es Eingang bei Autos, Flugzeugen und der Deutschen Bundesbahn. Dass die Ölressourcen immer knapper werden, führt auf diesen Märkten zu einem Ölpreis, der ins Ungleichgewicht geraten ist.

Der Preis, der durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, schwankt schon seit Jahrzehnten. Wirtschaftsexperten nennen dafür insbesondere die drei folgenden Gründe:

  • Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage klafft immer weiter auseinander.
  • Umweltpolitische Maßnahmen wirken sich negativ auf den Ölhandel aus. Der Ölpreis sinkt.
  • Das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern lässt den Ölpreis steigen.

Insbesondere der letzte Punkt führt seit Ausbruch der Corona-Krise dazu, dass zum ersten Mal negative Ölpreise entstehen. Durch die Pandemie und die einschneidenden Maßnahmen, die dessen Verbreitung verhindern sollen, ist die Weltwirtschaft – und damit auch das Wachstum – zum Stillstand gekommen. Die Nachfrage nach Öl geht nicht nur in den Schwellenländern zurück, obwohl der Rohstoff täglich billiger wird. Mit elf Dollar für ein Barrel lag der Ölwert zuletzt weit hinter dem Wert einiger Tage zuvor. Der rapide Verfall setzt sich fort. Mit einem Wert von unter null Dollar ist nun zum ersten Mal eine Grenze überschritten, die den Anbietern negative Ölpreise beschert.¹

Wer sind die Profiteure sinkender Ölpreise?

Negative Ölpreise können an der Börse zu einem Vorteil werden. Anleger, die handeln, solange der Ölpreis sich in den unteren Preisregionen bewegt, können profitieren, wenn der Ölpreis nach Bewältigung der Corona-Krise wieder steigt. Da momentan noch nicht absehbar ist, wann die negativen Ölpreise sich wieder positiv entwickeln, sollte der Anleger aber vor allem Ausdauer bewahren.

Für die Investition in Öl stehen einem Anleger die folgenden Wege offen:

  • Erwerb von Rohstoff-Zertifikaten
  • Investition in Exchange Traded Commodities (ETCs)
  • Beteiligung an Gesellschaften, die das Öl vertreiben

Bei jeder Anlagemöglichkeit sollte der Investor die Ölpreise und den Ölmarkt immer im Blick haben. Profit lässt sich besonders bei der Geldanlage in Unternehmen erzielen, die die aktuelle Situation zu ihrem Vorteil nutzen können. Hierzu zählen die Firmen der folgenden Branchen:

  • Logistik
  • Raffineriebetriebe
  • weiterverarbeitende Betriebe

Zu den Profiteuren gehören aber auch andere Industriebereiche, weil ihnen durch den sinkenden Ölpreis Kostenvorteile entstehen.

Wird sich der Ölpreis wieder erholen?

Da die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft derzeit noch nicht vollumfänglich eingeschätzt werden können, sind die Prognosen zu einer Erholung des Ölpreises sehr vage.

Verschiedene Analysten haben die anfangs erstellten Prognosen zu einer deutlichen Erhöhung des Ölpreises wieder korrigiert und erklärt, dass negative Ölpreise für eine aussagekräftige Kalkulation längerfristig einkalkuliert werden sollten.

Aktuell befinden sich die Werte im freien Fall. Dies betrifft nicht nur die amerikanische Ölsorte »WTI«, sondern die in den europäischen Ländern bevorzugte Ölsorte »Brent«. Die Experten rechnen damit, dass sich diese Situation zumindest in den nächsten Wochen nicht ändern wird.

Für ein Ansteigen des Ölpreises spricht, dass es infolge der zurzeit knappen Nachfrage ein Überangebot Öl gibt. Sobald die politischen Vorgaben zur Eindämmung des Corona-Virus wieder zurückgenommen werden, könnte die Nachfrage wieder steigen. Dann bestimmt das Angebot den Preis. Dies hätte zur Folge, dass negative Ölpreise sich in positive Ölpreise umkehren.

Werden die Ölpreise wieder steigen?

Negative Ölpreise entstehen, wenn das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ins Ungleichgewicht geraten ist. Diese Situation hat sich seit dem Ausbruch von Corona weiter verstärkt. Aktuell befindet sich der Ölkurs in freiem Fall und liegt zum ersten Mal unter dem Wert von null Euro.

Ein Anleger, der aus den sinkenden Ölpreisen einen Profit mitnehmen möchte, muss den Ölmarkt genau im Blick haben und die täglichen Änderungen bei seiner Investition einkalkulieren. Am rentabelsten erscheint die Anlage in Unternehmen, die selber von den sinkenden Ölpreisen profitieren.

Eine Prognose, wann die Ölpreise wieder steigen könnten, möchte derzeit kein Experte wagen. Vielmehr geht man davon aus, dass sich die derzeitige Situation in den kommenden Wochen noch verschärfen wird.

1 FAZ zu „Ölpreis-Schock“ (Stand: 21.04.2020)

Mein Name ist Jörg Fockenbrock. Ich schreibe Texte und Bücher. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten an der frischen Luft. Ich liebe weite Wanderungen und treffe mich gerne mit  Freunden und Bekannten. Als freiberuflicher Autor schreibe ich für creditSUN leidenschaftlich gerne Texte über alle möglichen Wirtschafts- und Finanzthemen.

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