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Gläubigervergleich – Wann ist ein Schuldenvergleich mit den Gläubigern möglich?

Beitrag wurde aktualisiert am 08.07.2021
Gläubigervergleich

Millionen Menschen sind hierzulande überschuldet. Damit Sie nicht den Weg in die Privatinsolvenz gehen müssen, sollte im Vorfeld geprüft werden,  ob ein Einigungsversuch bzw. Gläubigervergleich durchgeführt werden kann. Gelingt dieser, kann eine Privatinsolvenz verhindert werden. Der Schuldenvergleich mit den Gläubigern ist ein außergerichtlicher Vergleich, bei dem es darum geht, sich durch einen Schuldenbereinigungsplan, der alle Verbindlichkeiten erfasst, mit den Gläubigern zu einigen. Lesen Sie nachfolgend, wie ein Gläubigervergleich funktioniert, wann der Vergleich statt Insolvenz sinnvoll ist, welche Vorteile er hat und was die Voraussetzungen sind, um sich außergerichtlich zu einigen.

Wie funktioniert ein Schuldenvergleich mit den Gläubigern?

Wenn Sie kein Insolvenzverfahren wünschen, aber dennoch möglichst schnell schuldenfrei sein möchten, finden Sie in einem Gläubigervergleich eine gute Alternative. Sie bieten den Gläubigern in diesem Fall an, dass Sie einen gewissen Teil der Schulden sofort bezahlen. Dabei kann es sich beispielsweise um 50 Prozent der gesamten Schulden handeln. Wenn Sie diese Geldsumme nicht auf einmal aufbringen können, ist es oftmals auch möglich, sie in Raten zu zahlen. Die Gläubiger verzichten im Gegenzug auf weitere Forderungen. Forderungsinhaber und Schuldner versuchen also, sich außergerichtlich zu einigen. Bevor Privatpersonen eine Verbraucherinsolvenz beantragen können, müssen sie einen Schuldenvergleich mit den Gläubigern, also eine außergerichtliche Einigung, versucht haben. Erst wenn dieser Versuch gescheitert ist, kann der Schuldner den Antrag auf ein Insolvenzverfahren stellen.

Vergleich statt Insolvenz – Wann ist es sinnvoll?

Der Gläubigervergleich ist vor allem dann ideal, wenn Sie eine überschaubare Anzahl von Gläubiger haben, sodass eher eine Einigung möglich ist. Zudem kann er erfolgreich sein, wenn Sie ein Insolvenzverfahren scheuen oder möglichst schnell schuldenfrei werden möchten. Während ein Verbraucherinsolvenzverfahren bis zu sechs Jahre dauert, bietet der Schuldenvergleich mit den Gläubigern die Möglichkeit, sich schnell und unbürokratisch von den Schulden zu befreien. Allgemein erscheint den Gläubigern der Schuldenvergleich als sinnvoll, wenn die Forderung eher gering und der Schuldner jung ist. Es kann dann davon ausgegangen werden, dass die ausstehende Geldsumme noch erwirtschaftet wird. Bei einer sehr hohen Schuld oder älteren Menschen hingegen erscheint der Ausgleich weniger wahrscheinlich. Die Chancen auf einen guten Gläubigervergleich sind zudem erhöht, wenn bereits Pfändungen stattgefunden haben und ohne Erfolg geblieben sind. Der Gläubigervergleich sollte nicht selbst durchgeführt werden, denn erfahrungsgemäß lehnen Gläubiger diese Anfragen häufig ab. Ideal sind Schuldnerberater und Rechtsanwälte mit entsprechender Reputation, mit denen zusammen ein Schuldenbereinigungsplan erstellt wird.

Welche Vorteile hat ein außergerichtlicher Vergleich?

Der Gläubigervergleich ist für Schuldner die einfachste und günstigste Möglichkeit, der Schuldenfalle zu entkommen. Er spart die Kosten des Verbraucherinsolvenzverfahrens und zudem auch Kraft und Nerven. Meist dauert es von der Beantragung bis hin zur Schuldenbefreiung nur wenige Wochen oder sogar nur Tage. Mit dem Schuldenvergleich einigen sich Schuldner mit ihren Gläubigern außerdem diskret außergerichtlich, denn hier müssen nicht die gesamten Vermögensverhältnisse aufgedeckt werden. Ein außergerichtlicher Vergleich schützt die Privatsphäre, denn niemand erfährt von den Schulden, beispielsweise der Arbeitgeber. Er wird zudem nicht in der Schufa negativ vermerkt. Eine außergerichtliche Einigung bringt jedoch nicht nur dem Schuldner Vorteile, sondern ebenso den Gläubigern. Sie wissen, dass bei zahlreichen Insolvenzverfahren lediglich eine sehr geringfügige oder gar keine finanzielle Befriedigung erzielt werden kann. Viele Gläubiger nehmen daher lieber einen gewissen Anteil der Schulden, als gänzlich darauf verzichten zu müssen.

Vorteile Gläubigervergleich im Überblick:

  • schnelle und unbürokratische Schuldenbefreiung durch Vergleich statt Insolvenz
  • anstrengendes, zeitaufwendiges, kostenintensives und belastendes Insolvenzverfahren entfällt (keine Lohnpfändung)
  • individueller Zahlungsplan: Raten und Fristen sind verhandelbar
  • geringe Rückzahlungsquote möglich
  • keine Gerichtskosten
  • finanzielle Situation muss nicht offen gelegt werden
  • Löschung des Schufa-Eintrags
  • diskretes Verfahren, da ein außergerichtlicher Vergleich nicht bekanntgegeben wird

Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schuldenvergleich

Es ist für Schuldner nicht immer so einfach, ein außergerichtliches Schuldenbereinigungsverfahren durchzuführen. Zunächst einmal müssen alle Gläubiger mit dem Schuldenvergleich einverstanden sein. Allgemein stehen die Chancen schlechter, umso mehr Gläubiger beteiligt sind. In der Regel werden sie erst einmal abschätzen, wie es um die Möglichkeit steht, die gesamte Forderung einzutreiben und was sie im Falle eines Insolvenzverfahrens zu erwarten haben. Natürlich ist die angebotene Vergleichssumme maßgeblich an der Gläubigerzustimmung beteiligt.1 Generell wird für den Gläubigervergleich eine gewisse Summe benötigt. Es kann sinnvoll sein, sich das Geld von der Familie oder Freunden zu leihen. Einen neuen Kredit aufzunehmen, empfiehlt sich nur in absoluten Ausnahmefällen. Es ist immer ratsam, mit einer fachkundigen Person zusammen einen Plan zu erarbeiten, wie die Schulden abbezahlt werden können. Dieser wird allen Gläubigern vorgelegt. Stimmen sie ihm zu, kommt der Gläubigervergleich zustande. Sagt ein Gläubiger ab oder betreibt eine Zwangsvollstreckung des Vermögens, gilt der Schuldenvergleich als gescheitert.

Beim Schuldenvergleich dürfen Sie keinen Gläubiger vergessen!

Der Gläubigervergleich bietet eine einfache, schnelle und unbürokratische Möglichkeit, schuldenfrei zu werden. Für die Einleitung einer Privatinsolvenz ist er vom Gesetzgeber sogar vorgeschrieben. Das Ziel besteht darin, sich mit allen Gläubigern außergerichtlich zu einigen, einen Teil der Schulden zurückzuzahlen und somit eine Insolvenz zu vermeiden. Schuldner umgehen auf diese Weise ein teures Gerichtsverfahren und außerdem vermeiden sie den Stress und die psychische Belastung, die damit einhergeht. Viele Gläubiger sind einem außergerichtlichen Schuldenvergleich nicht abgeneigt, denn im Falle einer Insolvenz würden sie schlimmstenfalls keine Forderungen mehr erhalten. Insofern ist es für sie besser, zumindest einen Teil der Geldsumme einstreichen zu können. Ein außergerichtlicher Schuldenvergleich kann also für beide Parteien sinnvoll sein. Anhand eines Plans wird ermittelt, in welchem Zeitraum und wie die Schulden beglichen werden. Es ist ratsam, zwecks Beratung und Durchführung eine kompetente Person hinzuzuziehen. Dies verspricht laut Erfahrung bessere Erfolgschancen. Allein der Briefkopf zeigt Wirkung.

Wichtig: Sie dürfen hierbei keinen einzigen Gläubiger vergessen, denn das kann dazu führen, dass Sie trotz Gläubigervergleich dennoch Privatinsolvenz beantragen müssen.

1 https://www.caritas.de/glossare/aussergerichtlicher-vergleich

Ich heiße Quang Lam und arbeite bei der Hegner & Möller GmbH als Marketing Director. Ich interessiere mich sehr stark für die Themen Finanzen und Sport. In meiner Freizeit gehe ich gerne laufen und betreibe auch einen Laufblog. Ich schreibe für den creditSUN Blog nur über die Themen, die mich auch wirklich interessieren.

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