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Gibt es bald wieder Zinsen fürs Sparen? – EZB wird wohl im Juli den Leitzins anheben

Zinsen fürs Sparen

Die Zinsen fürs Sparen sind in den letzten Jahren auf praktisch null gesunken und für höhere Einlagen verlangen manche Banken sogar Negativzinsen. Zusammen mit der Inflation ist ein Sparkonto also schon seit Längerem ein Verlustgeschäft für Anleger. Jetzt wird von einer Zinswende gesprochen. Wir diskutieren die möglichen Auswirkungen auf die Zinsen fürs Sparen und Chancen, die sich daraus ergeben.

Änderungen der Leitzinsen durch Notenbanken

Die US-amerikanische Federal Reserve hat den Zielsatz auf einen Bereich zwischen 0,75 und 1 Prozent angehoben.1 In Europa liegt hingegen der Einlagesatz der Europäischen Zentralbank derzeit bei – 0,5 Prozent. Banken müssen also der EZB Zinsen bezahlen, wenn sie Guthaben bei der Zentralbank halten wollen. Es wird erwartet, dass die EZB diesen Einlagesatz im Sommer dieses Jahres anheben und die Negativzinspolitik beenden wird.

Was bedeutet der Leitzins einer Notenbank?

Die technische Umsetzung unterscheidet sich in der Federal Reserve und der EZB, die Auswirkungen sind aber dieselben. In beiden Fällen wird das Aufnehmen eines Kredits teurer, wenn der Leitzins angehoben wird.

Ein Zinssatz ist der Preis des Geldes. Wenn wie nach der Finanzkrise im Jahr 2008 Zahlungsunfähigkeit von Unternehmen oder sogar Staaten drohen, werden Kredite durch eine Senkung des Zinssatzes leichter zugänglich gemacht. Obwohl seit dem Beginn der Krise fast 15 Jahre vergangen sind, wurden die Zinsen über diese Zeit sehr tief gehalten, weil die Verschuldung immer noch sehr hoch war und ist. Damit haben zahlreiche Regierungen in der Zwischenzeit recht gut leben können, weil sie ihren Bürgern unangenehme Maßnahmen ersparen konnten. Dadurch war aber auch nur ein geringerer Anreiz gegeben, diese Verschuldung durch besseres Wirtschaften zu verringern.

Die derzeitige Lage in der Geldpolitik

Durch einen niedrigen Zinssatz ist Geld immer noch leicht verfügbar. Das hat Auswirkungen auf die Inflation, denn mehr verfügbares Geld steht einem bestimmten Güterangebot gegenüber und dadurch steigen die Preise.

Durch die gerade ausgebrochenen Krisen auf den Märkten für Energie und Nahrungsmittel durch den Krieg in der Ukraine kommen noch Preissteigerungen durch eine Verknappung von Gütern hinzu.

Die Zentralbanken wollen also der so entstehenden Inflation gegensteuern. Die Verknappung von Gütern können sie nicht beeinflussen, den Zinssatz aber sehr wohl. Sie drehen also an dieser Stellschraube.

Erste Auswirkungen auf Zinsen fürs Sparen

ING ist die größte Direktbank in Deutschland und deshalb hat ihr Verhalten entsprechende Wirkung, sowohl auf ihre Kunden als auch auf von ihren Konkurrenten gesetzte Schritte.

Seit Februar 2021 wurden von ING auf Einlagen von mehr als 50.000 Euro Negativzinsen von einem halben Prozent verrechnet. Statt Zinsen zu erhalten, mussten die Bankkunden also Zinsen fürs Sparen bezahlen. Im Februar dieses Jahres wurde aber von ING bekanntgegeben, dass eine Abschaffung dieses Verwahrentgelts geplant ist. Abhängig ist die tatsächlich Rücknahme dieser Maßnahme von der Abkehr der EZB von der Negativzinspolitik, mit der aber diesen Sommer gerechnet wird.

Aussichten zur Bekämpfung der Inflation

Wie erfolgversprechend sind die Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation durch einen höheren Leitzins? In den Medien wird davon ausgegangen, dass diese Schritte die Inflation tatsächlich dämpfen werden. Erfahrungen aus den USA der siebziger Jahre mahnen aber zur Vorsicht. Die damals hohe Inflation wurde letztlich unter Kontrolle gebracht, aber nur mit extrem hohen Zinsen weit über 10 Prozent. In der derzeitigen Situation würden viele Schuldner eine Zinsbelastung in dieser Höhe keinesfalls bewältigen können und in die Zahlungsunfähigkeit schlittern.

Aussichten für Anleger

Aufgrund der bereits stark angestiegenen Inflation ist das derzeit geringe Zinsniveau nicht haltbar und so ist eindeutig mit einem Anstieg der Zinsen fürs Sparen zu rechnen. Denken Sie aber daran, dass es für Sie als Anleger auf die Rendite ankommt und nicht nur auf den Zinssatz. Dieser Rendite ergibt sich als Differenz von Zinssatz und Inflation.

Nachdem nicht mit einem Ende der hohen Inflation zu rechnen ist und die Zinsen im Vergleich dazu immer noch sehr gering sind, wird die Nettorendite auf absehbare Zeit negativ bleiben. Das bedeutet also, dass Sie weiterhin netto keine Zinsen fürs Sparen erhalten werden.

Sie sollten auch berücksichtigen, dass die Verschuldung von Unternehmen und Staaten nach wie vor sehr hoch ist. Deshalb ist kaum eine Alternative zum Weginflationieren der Schulden vorstellbar. Der höhere Zinssatz ist also eher als Maßnahme zu verstehen, diese Inflation nicht ganz aus dem Ruder laufen zu lassen. Es geht nicht darum, Ihnen so hohe Zinsen fürs Sparen in Aussicht zu stellen, dass Sie eine positive Rendite erzielen können.

Sparen wird sich zukünftig wieder lohnen

Das Anlegen einer Reserve ist heute wie schon immer eine gute Idee. Die Frage ist lediglich, wie die Reserve in der jeweiligen Lage am besten veranlagt werden sollte. Einen Teil werden Sie auf einem schnell verfügbaren Konto halten wollen und darauf werden Sie höhere Zinsen fürs Sparen erzielen. Für längerfristige Anlagen von nicht unmittelbar für eine Verwendung vorgesehenen Mitteln sollten Sie aber Sachwerte wie z.B. Immobilien in Betracht ziehen. Alternative Anlagen wären hier Aktien und ETFs.

Ich heiße Quang Lam und arbeite bei der Hegner & Möller GmbH als Marketing Director. Ich interessiere mich sehr stark für die Themen Finanzen und Sport. In meiner Freizeit gehe ich gerne laufen und betreibe auch einen Laufblog. Ich schreibe für den creditSUN Blog nur über die Themen, die mich auch wirklich interessieren.

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