Frauen erhalten weniger Kredit – Stimmt das wirklich?
Betrachtet man sich Marktforschungen und Analysen wird deutlich, dass noch immer bei den Geschlechtern Ungerechtigkeit herrscht. Deutlich wird das beim Kreditgeschäft, denn Frauen erhalten weniger Kredit als Männer. An was könnte es liegen? Sind es die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen oder welche Gründe könnte es haben?
Mögliche Gründe, warum Frauen bei der Kreditvergabe benachteiligt werden könnten
Es gibt sie durchaus, die höheren Frauenquote in Führungspositionen. Dabei tritt zu Tage, dass Frauen in Führungspositionen sogar besser den Job erledigen, als die männlichen Kollegen. Besteht also endlich Gleichberechtigung? Nein, leider sieht es im Alltag anders aus. Die Benachteiligung findet man schon bei den Gehältern von Frauen und setzt sich weiter fort bis zum Thema Kredit. Nach aktuellen Statistiken zeigt sich, dass die Gender Pay Gap bei 20 % liegt.1 Obwohl sich die Zahl in den letzten Jahren verringert hat, zeigt es dennoch, dass eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau beim Gehalt, nur sehr bedingt vorkommt.
Durch das reduzierte Gehalt wird es Frauen also schwerer gemacht einen günstigen oder überhaupt einen Kredit zu bekommen. Denn wie man weiß, ist das monatliche Einkommen bei der Kreditvergabe oder einem Darlehen, ausschlaggebend. Je höher das Einkommen ist, umso eher wird ein Kredit genehmigt. Auch auf die Höhe der Kreditsumme hat das monatliche Einkommen Einfluss.
Das bedeutet zusammengefasst: Weniger Einkommen – weniger Kredit.
Frauen erhalten auch weniger Kredit, da viele in Teilzeit arbeiten oder in Elternzeit sind. Heutzutage ist es ja immer noch so, dass die meiste Arbeit innerhalb der Familie bei den Frauen liegt. Nicht selten erleiden Frauen dann einen sogenannten Karriere-Knick.
Frauen erhalten weniger Kredit mit höheren Zinssätzen
Benötigen Frauen einen Kredit, zeigt das niedrigere Gehalt seine Auswirkungen sehr deutlich. So erhalten 65 % der männlichen Antragsteller einen effektiven Zinssatz von unter 3,5 %. Bei Frauen sind es aber nur 54 %. Das bedeutet, dass Banken einen Kredit bei Frauen mit einem höheren Kredit-Ausfall rechnen und dementsprechend den Zinssatz erhöhen. Auch die Höhe der Kreditsumme wird tiefer festgelegt. So erhalten Männer durchschnittlich 14.723 Euro, Frauen hingegen nur 11.617 Euro. Das sind umgerechnet 21 % weniger Kreditsumme.
Beantragt eine Frau einen Kredit, müssen oft höhere Sicherheiten angegeben werden. Auch wird die Bank darauf achten, wie mit der Kreditkarte umgegangen wird. Laut Statistik nutzen Männer ihre Kreditkarte häufiger, was sie für Banken zu attraktiven Kunden macht.
Rating der Banken bleiben geheim
Die Ratingquote sagt aus, wie wahrscheinlich ein aufgenommener Kredit zurückbezahlt wird. So drückt Rating das Kreditausfall Risiko aus. So ist es nicht verwunderlich, jede Bank ein eigenes Scoring hat und ihre Kunden unterschiedlich bewertet. So stellt der Scorewert für die Bank eine Entscheidungshilfe, ist aber nicht allein ausschlaggebend bei der Kreditvergabe. Viele Banken vergeben keinen Kredit, wenn in der Schufa de Kunden ein negativer Eintrag vermerkt ist. Andere Kreditgeber wiederum vergeben einen Kredit, legen dann aber den Zinssatz recht hoch an. Wichtig ist auch das bisherige Zahlungsverhalten des Kunden. Der Kreditgeber kann dazu nicht nur die Schufa abfragen, sondern auch andere Auskunfteien wie etwa Creditreform. Einige Kreditinstitute setzen eine hohe Haushaltspauschale fest. Wer hier ein niedriges Einkommen hat, dem wird kein Kredit genehmigt, es sei denn, er kann andere Sicherheiten nachweisen. Das könnte eine Immobilie sein, eine beleihbare Kapitallebensversicherung oder auch einen solventen Bürgen. Gerade Frauen erhalten weniger Kredit, wenn das monatliche Einkommen nicht ausreichend ist und die Bank befürchten muss, dass es zu einem Kreditausfall kommen kann. Auch wenn Frauen nur eine geringe Miete bezahlen, ist das noch lange kein Genehmigungsgrund für einen Kredit. Banken setzen die Höhe einer Miete selbst an, so dass sie doch hoch erscheint.
Gründe für eine Kreditablehnung
Nicht nur Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen können zu einer Kreditablehnung führen.
- zu hoher Kreditbedarf: Die Kreditsumme sollte so gewählt werden, dass Sie die monatlichen Raten problemlos bedienen können
- eine negative Schufa führt ebenfalls zu einer Kreditablehnung. Das kann aber unter Umständen abgefedert werden, wenn Sicherheiten vorgelegt werden können.
- Probezeit oder befristeter Arbeitsvertrag: Auch hier können Kreditsicherheiten eventuell die Kreditchancen erhöhen. Oft bieten Banken auch eine Restschuldversicherung an. Die aber sollte genau geprüft werden, denn diese Versicherungen verteuern einen Kredit immens.
Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männer ist der Hauptgrund
Frauen erhalten weniger Kredit, da es Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Obwohl die gleiche Arbeitsleistung ausgeführt wird, verdienen Frauen in aller Regel weniger als Männer. Das macht sich auch in der Kreditvergabe bemerkbar. So müssen Frauen, die alleine einen Kredit beantragen, oft mit einem höheren Zinssatz rechnen. Auch werden häufiger Kreditsicherheiten verlangt. Verdienen Frauen aber so viel wie Männer, können sie ein gleiches Einkommen wie der Mann nachweisen, gestaltet sich die Kreditvergabe genauso wie beim Mann.
Die Aussage, Frauen erhalten weniger Kredit und sind bei der Kreditvergabe diskriminiert, kann also nur bedingt mit ja beantwortet werden.
1 Statistisches Bundesamt zum „Gender Pay Gap 2019“ (Stand: 16.03.2020)